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12.04.2016 | 15:05 | fra

"Negativ-Zins-Finanzierung" Händler geht mit Minuszinsen auf Kundenfang

Euro-Scheine mit Münzen
Sich Geld leihen und dafür Zinsen einstreichen: Das klingt verlockend. Doch wie wahrscheinlich sind negative Kreditzinsen?

Finanzierung aufnehmen und Zinsen erhalten: Was unvorstellbar klingt, verspricht neuerdings ein Händler für Designermöbel. Wer den Kaufbetrag in Raten abstottert, erhält demnach ein Prozent Zinsen. Ein Blick in den Onlineshop des Unternehmens verrät, was tatsächlich hinter dem Finanzierungsangebot steckt.

So wünschenswert Negativzinsen aus Sicht der Kreditnehmer auch sein mögen: Hinter der „Negativ-Zins-Finanzierung“ verbirgt sich nichts anderes als die klassische Null-Prozent-Finanzierung. Der geschenkte Zins in Höhe von einem Prozent stammt nicht etwa von der Bank, über welche die Finanzierung abgewickelt wird, sondern vom Händler Who’s Perfect selbst und wird im Nachgang erstattet. Anders formuliert erhält der Kunde im Rahmen der Finanzierung also nur eine Prämie.

Obgleich es sich hier also lediglich um eine ausgeklügelte Marketingstrategie handelt, verdeutlicht dieses Beispiel die Brisanz der gegenwärtigen Zinspolitik und ihrer Folgen für Kreditnehmer. Bleibt die Frage, ob dem fiktiven Minuszins nicht womöglich doch bald ein realer Negativzins für Konsumentenkredite folgt.

Kredit aufnehmen und Geld verdienen – nichts als Wunschdenken?

Fakt ist: Durch die Leitzinssenkung auf null Prozent zahlen die Geschäftsbanken selbst aktuell keinen Cent Zinsen, wenn sie sich Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen. Der negative Einlagesatz hat ferner zur Folge, dass Banken eher gewillt sind, überschüssiges Kapital zinsgünstig an die Verbraucher auszugeben, denn kostenpflichtig bei der EZB zu parken. Nichtsdestotrotz ist eine negative Verzinsung von Konsumentenkrediten eher unwahrscheinlich.

Von der Tradition einmal abgesehen, können es sich die Geldhäuser nicht leisten, ihren Kreditkunden Zinsen zu zahlen, statt solche von ihnen zu verlangen. Der Grund: Die Banken sind weitestgehend von Zinsüberschüssen abhängig. Um diese auch bei negativen Kreditzinsen noch erwirtschaften zu können, müssten sie zugleich von ihren Sparern hohe Zinsen einfordern. Genau das halten einige Experten, darunter etwa Bankenverbandschef Michael Kemmer, allerdings für wenig wahrscheinlich.

Auch in Anbetracht der gegenwärtigen Zinsen für Konsumentenkredite, die laut Bundesbankstatistik im Durchschnitt noch immer bei über sechs Prozent liegen, ist ein Zinsrutsch unter null eher auszuschließen.

Auch bei Finanzierungen zum Minuszins ist Vorsicht geboten

Für die Negativ-Zins-Finanzierung gilt, wozu Verbraucherschützer seit eh und je bei Null-Prozent-Finanzierungen mahnen: Kunden sollten sich hiervon nicht zu unüberlegten Käufen verleiten lassen. Zwar wird Käufern seit letztem Monat auch bei der zinslosen Finanzierung im Handel ein gesetzliches Widerrufsrecht eingeräumt, ganz ohne Tücken bleibt das Gratisdarlehen damit allerdings nicht. Von eventuellen gebührenpflichtigen Zusatzprodukten einmal abgesehen, sollten sich Verbraucher stets informieren, ob sie dieselbe Ware nicht bei einem anderen Händler zu einem günstigeren Preis erhalten.

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