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05.07.2012 | 16:04 | sbi

Historischer Tiefststand: EZB senkt Leitzins auf unter 1,0 Prozent

Die EZB hat den Leitzins gesenkt
Erstmals seit Einführung des Euro hat die EZB den Leitzins auf unter 1,0 Prozent gesenkt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den Leitzins auf 0,75 Prozent gesenkt. Damit ist der Zinssatz auf einem historischen Tiefstand angekommen: Erstmals seit Einführung des Euro 1999 rutschte er auf unter 1,0 Prozent. Wie der EZB-Rat in Frankfurt am Main mitteilte, soll dadurch ein Einbruch der Wirtschaft innerhalb der Eurozone verhindert werden. Auch die hohe Arbeitslosigkeit innerhalb der Eurozone habe Anlass zu der Maßnahme gegeben. Zudem habe die rückläufige Inflationsrate den Schritt begünstigt.

Durch die Leitzinssenkung sollen in erster Linie die kriselnden Banken in Spanien und Italien entlastet werden, die aus dem wirtschaftsstärkeren Teilen des Euroraums kaum mehr Kredite erhalten. Christine Lagarde, die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), hatte sich bereits im Vorfeld der Ratssitzung gegen einen niedrigeren Leitzins ausgesprochen. Die Leitzinssenkung würde den Krisenstaaten zwar helfen. Sie kritisierte aber, dass wirtschaftlich starke Länder wie Deutschland, die keine Lockerung der Geldpolitik benötigten, ebenfalls von der Zinssenkung betroffen wären. Lagarde plädierte vielmehr für eine Fortführung der Anleihekäufe der EZB - durch den Aufkauf von Staatsanleihen könnte kriselnden Ländern direkt geholfen werden.

An den Finanzmärkten war der Schritt der Zentralbank bereits erwartet worden. Peter Praet, Chefvolkswirt der EZB, hatte  bereits in der vergangenen Woche klargestellt, es gebe keine Doktrin, dass der Leitzins nicht unter einem Prozent liegen könne. Zum Leitzins leihen sich Banken Geld bei der EZB. Zusätzlich bildet er die Mindestverzinsung für Kredite, die in Euro vergeben werden. In der Regel wirken sich die Veränderungen beim Leitzins zeitnah auf die Zinssätze am Geld- und Kapitalmarkt aus.

Unternehmen und Verbraucher in Deutschland werden von der Leitzinssenkung profitieren: Banken können sich günstiger Geld leihen und diese Ersparnisse an ihre Kunden weitergeben - die Zinsen für Unternehmens- und Verbraucherkredite sinken. Dadurch könnten die Investitionsbereitschaft von Firmen und die Konsumfreude der Bürger steigen. Ob das auch auf andere Euro-Länder zutreffen wird, ist hingegen fraglich: Nach Einschätzung von Gustav Horn vom Institut Makroökonomie (IMK) müssten die Banken in erster Linie Risiken abbauen und die Kreditvergabe weiter beschränken.

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