06.12.2011 | 11:34 | sbi
Ratingagentur Standard & Poor's droht Deutschland mit Abstufung
Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) droht Deutschland und 14 weiteren Euro-Ländern mit einer Abstufung - damit ist die deutsche Top-Bonität Triple A gefährdet. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy reagierten reserviert und nahmen die Nachricht lediglich "zur Kenntnis".
Wie Financial Times Deutschland berichtet, begründet S&P die drohende Massenabstufung mit wachsenden politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen im Euro-Raum. Laut Handelsblatt macht die Ratingagentur das unkoordinierte und unentschlossene Handeln der Euro-Länder mitverantwortlich für das drohende Downgrade. Einige Pläne zur Euro-Rettung würden insbesondere Deutschland finanziell stark belasten - durch die enge Verflechtung der Bundesrepublik mit Europa werde die deutsche Wirtschaft gefährdet. Daneben befürchtet S&P im kommenden Jahr eine drohende Rezession für die gesamte Euro-Zone.
Merkel und Sarkozy hatten sich noch am Montagnachmittag in Paris auf verschärfte Euro-Spielregeln geeinigt, um die Gemeinschaftswährung zu stabilisieren. Nach Börsenschluss senkte der Rating-Riese S&P den Ausblick für 15 der 17 Euro-Länder. Innerhalb der kommenden drei Monate könnte dies eine Abwertung nach sich ziehen - die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung der Bonität liegt bei etwa 50 Prozent.
Ihre nächsten Schritte will die Ratingagentur allerdings von den Ergebnissen des EU-Gipfels am Donnerstag und Freitag abhängig machen. Merkel und Sarkozy wollen bei dem Treffen die Weichen für die gemeinsam ausgehandelten Veränderungen der EU-Verträge stellen. Die Verhandlungen sollen bis März 2012 abgeschlossen werden. Die Kanzlerin betonte gestern Abend in Berlin, Stabilität, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Zone weiter stärken zu wollen. Nach einer Abstufung der Bonität müssten Deutschland und andere Euro-Staaten höhere Zinsen für die Aufnahme neuer Schulden zahlen.