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Detektivteams und Frühwarnsysteme
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So beugen Banken Kreditkartenbetrug vor

München, 06.07.2016 | 11:36 | hdu

Immer wieder gehen Betrüger mit gestohlenen Kreditkartendaten oder gefälschten Karten einkaufen. Was tun Visa und Mastercard, was die Banken, um Missbrauch zu verhindern? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Sicher bezahlen
Chip und PIN machen das Bezahlen mit Kreditkarte sicher - aus der Hand geben sollten Verbraucher ihre Karte nicht.
Nach einem Weihnachtsessen in einem Stuttgarter Fünf-Sterne-Hotel bezahlt Joachim Kolbitz* mit Kreditkarte. Der Kellner verschwindet mit der Karte und bringt diese wenig später samt Zahlungsbeleg zurück. Drei Monate später erhält Kolbitz einen Anruf seiner Bank: Ob er in letzter Zeit im Ausland gewesen sei? Mit seinen Zahlungsdaten hätte jemand in Brasilien und England Tankrechnungen bezahlt und in Baumärkten eingekauft. Gemerkt hatte 47-Jährige das nicht, denn seine Kreditkarte wurde nie mit den Beträgen belastet. „Zu der Zeit habe ich nur selten mit meiner Kreditkarte bezahlt“, sagt Kolbitz – und im Ausland war er auch nicht. Die Vermutung der Bank: Jemand hat im Hotel seine Kartendaten kopiert oder die Datenleitung des Hotels angezapft. Kolbitz bestätigte dem Kreditinstitut per Unterschrift auf einem Formular, dass er in dem Zeitraum nicht in den beiden Ländern war – damit war die Angelegenheit erledigt. Fälle wie diese gibt es immer wieder.

Wie kommen Betrüger an die Daten?

Kreditkartenbetrüger bedienen sich dabei unterschiedlicher Methoden, um an sensible Zahlungsdaten zu gelangen – Kriminelle müssen die Kreditkarte dafür gar nicht in der Hand gehabt haben, wie wahrscheinlich im Fall von Joachim Kolbitz. Sie können die Magnetstreifen von Kreditkarten auch etwa an manipulierten Geldautomaten, Bezahlterminals im Geschäft oder Türöffnungsmodulen kopieren, die PIN ausspionieren und anschließend die Karte duplizieren (sogenanntes Skimming). Auf diese Weise gefälschte Zahlungskarten lassen sich allerdings nur im außereuropäischen Ausland einsetzen – denn alle in Europa ausgegeben Karten sind standardmäßig mit einem EMV-Chip ausgestattet, der als sehr fälschungssicher gilt. Hebt der Kunde am Automaten Geld ab oder zahlt er mit Karte, wird in der EU in der Regel nicht auf den Magnetstreifen, sondern auf den Chip zurückgegriffen.

Ein weiterer Trick von Betrügern ist das sogenannte Phishing. Mit E-Mails oder über gefälschte Webseiten versuchen Kriminelle, Zahlungsdaten abzufragen, oder spionieren den Internetnutzer unbemerkt aus. Gefälschte E-Mails von Banken, Onlineshops sowie Zahlungsdienstleistern wie Paypal sind immer wieder im Umlauf. Wer auf die Links klickt oder die Anhänge öffnet, wird gebeten, seine Zahlungsdaten einzugeben – anschließend können Betrüger die Daten für kriminelle Zwecke nutzen.

Was tun Banken, um Betrug zu verhindern?

Wie im Falle von Joachim Kolbitz merkt der Kunde oft gar nicht, dass sich jemand seine Kreditkartendaten beschafft hat. Nicht nur der Karteninhaber hat ein Interesse daran, dass seine Zahlungsdaten nicht in falsche Hände geraten, auch die Banken wollen Kreditkartenbetrug in jedem Fall verhindern. Mit eigenen Betrugsabteilungen arbeiten sie daran, Kriminellen auf die Schliche zu kommen und das – wenn möglich –, bevor diese Schaden anrichten.

„In mehr als 90 Prozent der Fälle weiß die Bank vor dem Kunden von dem Betrug“, sagt Dirk Böck, Leiter der Targobank Betrugsabteilung. Bei dem Düsseldorfer Kreditinstitut arbeitet ein 15-köpfiges Team von Bankdetektiven rund um die Uhr im Schichtdienst. Technische Systeme analysieren in Echtzeit die Umsätze der Kunden und erkennen Unregelmäßigkeiten, etwa wenn mit der Kreditkarte zu ungewöhnlich hohen Summen eingekauft wird. Auch, wenn jemand seine Karte jahrelang nie im Ausland einsetzt und die Kreditkarte plötzlich vom anderen Ende des Planeten aus belastet wird, kann ein solches System Alarm schlagen. Technik und Mensch arbeiten hier eng zusammen: „Die finale Entscheidung trifft der Mitarbeiter“, sagt Dirk Böck.

Im Zweifel meldet sich die Bank beim Kunden und fragt nach: Ist der Karteninhaber wirklich in Thailand im Urlaub? Im Verdachtsfall werden Transaktionen zurückgehalten oder die Karte vorübergehend gesperrt, bis der Fall geklärt ist. Manche Banken benachrichtigen Kunden auch per SMS, wenn die Karte zum Einsatz kommt. Einige Institute bitten darum, eine anstehende Reise zu melden, um gar nicht erst einen Betrugsverdacht aufkommen zu lassen. Das gilt besonders für das außereuropäische Ausland und hier vor allem Asien, denn dort können Betrüger gefälschte Kreditkarten mit Magnetstreifen oft noch einsetzen. Länder wie die USA haben mittlerweile auch weitgehend auf die sicheren Karten mit Chip umgestellt.

Laut Visa liegt die Betrugsrate in Europa bei 0,044 Prozent, das bedeutet, dass der Schaden durch Kreditkartenbetrug bei etwa vier Cent pro ausgegebenen 100 Euro liegt. Für die Targobank zahlt sich der Einsatz ihrer Bankdetektive aus: Nach eigenen Aussagen verhindert die Betrugsabteilung jährlich einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe.

Welche Rolle spielen Visa und Mastercard?

Kartenanbieter wie Visa und Mastercard statten ihre Kreditkarten mit Sicherheitsmerkmalen aus und unterstützen die Banken bei der Betrugsbekämpfung. Sie stellen den Banken technische Werkzeuge und Frühwarnsysteme zur Verfügung, so etwa Real Time Scoring von Visa Europe. Das System ermittelt für jede Transaktion automatisch in Echtzeit einen Score, der das Risiko der Zahlung bewertet. Die Bank kann dann mithilfe des Risikowertes entscheiden, ob sie der Transaktion zustimmt.

Zugriff auf einzelne Kontobewegungen der Bankkunden haben Kartenanbieter nicht, teilt Mastercard mit – sie sehen aber, ob sich etwa bei einer Bank die Betrugsfälle häufen und können damit Sicherheitsprobleme frühzeitig erkennen.

Wie kann das Bezahlen mit Kreditkarte künftig noch sicherer werden?

Biometrie statt Passwort oder PIN: Künftig könnten sich Kunden beim Bezahlen mit Kreditkarte per Selfie oder Fingerabdruck authentifizieren – an entsprechenden Technologien arbeitet etwa Mastercard. Das ist nicht nur sehr fälschungssicher, sondern erspart Verbrauchern, sich komplizierte Passwörter zu merken.

Viel ist auch von sogenannten Tokens die Rede, die beim Mobile Payment zum Einsatz kommen. Statt der Kartendaten werden beim Einkauf zufällige Zahlenreihen übertragen, etwa beim Bezahlen per NFC-fähiger Kreditkarte oder Smartphone. Diese Tokens sind einmalig und nicht manipulierbar – und damit auch wertlos für Betrüger.

Was passiert bei Kreditkartenmissbrauch?

Nicht immer bemerkt die Bank einen Betrug sofort. Wer selbst den Verdacht hat, dass er Opfer von Kreditkartenmissbrauch geworden ist, sollte sich sofort an seine Bank wenden und seine Karte sperren lassen. Gesetzlich haftet der Karteninhaber für Schäden von bis zu 150 Euro. Manche Kreditinstitute verzichten aber komplett darauf und erstatten dem Kunden die volle Summe – unter der Voraussetzung, dass der Bankkunde
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nicht grob fahrlässig oder in betrügerischer Absicht gehandelt hat. Wurde die Bank informiert oder die Kreditkarte gesperrt, haftet anschließend die Bank. Was Sie tun können, um sich vor Kreditkartenbetrug zu schützen, lesen Sie in diesem Beitrag.

Bei Joachim Kolbitz hat die Bank den Betrug letztlich verhindert. Im Umgang mit der Zahlungskarte ist er dennoch vorsichtiger geworden: „Beim Bezahlen gebe ich meine Kreditkarte nicht mehr aus der Hand.“

*Name geändert
 

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