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24.01.2017 | 13:29 | fra

Mit Tagesgeld gegen die persönliche Inflation Jetzt gilt es, reale Verluste zu minimieren

Sparerindex Dezember 2016
Der CHECK24 Sparerindex hat im Dezember 2016 den niedrigsten Wert in seiner Geschichte erreicht.

Es ist eine denkbar schlechte Nachricht für alle Sparer: Die Inflation in Deutschland ist rasant gestiegen – mit Tagesgeld eine reale Rendite zu erzielen, ist damit kaum mehr möglich. Warum sich ein Tagesgeldkonto finanziell trotzdem lohnen kann, zeigt ein Blick auf drei Beispielkunden.

Höhere Inflationsrate, aber gleicher Zinssatz: Sparer haben derzeit allen Grund, sich zu ärgern. Denn mit 1,70 Prozent ist die bundesweite Inflationsrate im Dezember nicht nur geringfügig gestiegen – sie hat sich im Vergleich zum November sogar mehr als verdoppelt. Zur gleichen Zeit aber blieben die Zinsen auf Spareinlagen wie Tagesgeld niedrig. Sogar die Rücklagen wechselfreudiger Tagesgeld-Sparer haben im Dezember an Wert verloren, wie der aktuelle Sparerindex von CHECK24 zeigt. Er bildet monatlich die höchstmögliche reale, also inflationsbereinigte Rendite ab, indem er dem Höchstzins im Tagesgeldvergleich die aktuelle Teuerungsrate in Deutschland gegenüberstellt.

Tiefpunkt: Sparerindex so niedrig wie nie

In der Spitze konnten Sparer im Dezember 2016 zwar eine aufs Jahr gerechnete nominale Rendite von 1,10 Prozent p.a. erwirtschaften, wenn sie über CHECK24 als Neukunde der Audi und der VW Bank ein Tagesgeldkonto bei einer von beiden Autobanken eröffneten (Anmerkung der Redaktion: der Zinssatz wurde inzwischen gesenkt*). Nach Abzug der durchschnittlichen Inflationsrate von 1,70 Prozent aber entstand ihnen daraus noch immer ein realer Verlust von 0,60 Prozent p.a. Das ist der niedrigste Wert, den der Sparerindex seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2011 je erreicht hat. Bis dato hatte er nur zweimal unter null gelegen – beide Male im Sommer 2013. Doch nie hatte die Inflation den Tagesgeld-Bestzins so stark übertroffen wie im vergangenen Monat.

Warum steigen die Preise, aber nicht die Zinsen?

In Deutschland legt die Inflation zwar deutlich zu, in anderen Ländern der Eurozone aber bleibt der Anstieg der Verbraucherpreise nach wie vor zu gering. Über die gesamte Währungsunion hinweg lag die Inflationsrate im vergangenen Monat so bei nur 1,10 Prozent und damit weiterhin unter dem selbsterklärten Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp unter zwei Prozent. Solange dieses Ziel nicht erreicht ist, wird die EZB an ihren aktuellen Leitzinsen wohl nichts ändern, wie sie in ihrem jüngsten Zinsentscheid bewiesen hat. Die Folge: Banken müssen auf absehbare Zeit wie gehabt Strafzinsen an die Notenbank entrichten, wenn sie überschüssiges Kapital bei ihr deponieren. Entsprechend bleiben die Einlagen der privaten Sparer für sie unattraktiv und die Zinsen auf private Einlagen niedrig.

Wenn die Inflation die Zinsen aufs Tagesgeld übersteigt, welchen Sinn hat ein solches Konto dann noch? Eine berechtigte Frage, die sich am besten mit einer Beispielrechnung beantworten lässt.

Nachgerechnet: Tagesgeld im Wettstreit mit der Inflation

Mit der Gegenüberstellung von Höchstzins und durchschnittlicher Teuerung in Deutschland stellt der Sparerindex einen Richtwert dar. Wie sehr sich steigende Verbraucherpreise aber tatsächlich auf die Rücklagen eines bestimmten Sparers auswirken, ist auch und vor allem eine Frage seiner individuellen Inflation. Je nach persönlichen Kaufgewohnheiten kann es vorkommen, dass die Inflationsrate eines Einzelnen von der durchschnittlichen Teuerung von zuletzt 1,70 Prozent abweicht. Ein Beispiel: Wer kein Auto hat, das er regelmäßig volltanken muss, der dürfte die Inflation im Dezember weniger zu spüren bekommen haben als ein Vielfahrer, denn gerade die Kraftstoffpreise haben die Teuerungsrate zuletzt in die Höhe getrieben. So gelangen wir auch für unsere drei Beispielkunden zu ganz unterschiedlichen Inflationswerten**:

#1: Kai Flemming, Single, persönliche Inflationsrate: 1,50 % p.a.
Als Single gibt Kai Flemming zwar einen verhältnismäßig hohen Anteil seines Geldes für die Miete aus und auch Nahrung kostet ihn als Alleinstehenden mehr als jemanden, der in einer festen Partnerschaft lebt – bei ihm fallen die zuletzt gestiegenen Miet- und Nahrungsmittelpreise also umso mehr ins Gewicht. Dafür aber spart Kai an anderer Stelle: Er fährt mit dem Rad zur Arbeit und mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf Heimatbesuch. Dass ihn die deutlich teureren Tankkosten nicht betreffen, macht sich am Ende an seiner persönlichen Inflationsrate bemerkbar, die um 0,20 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

#2: Timm und Rebecca Knapp, verheiratet, persönliche Inflationsrate: 2,10 % p.a.
Die Knapps sind das genaue Gegenteil: Sie fahren täglich mit dem Auto zur Arbeit und nutzen ihren Pkw auch privat, um Einkäufe zu erledigen. Nur selten satteln sie aufs Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel um. Die Folge: Ihre persönliche Inflationsrate liegt um 0,40 Prozentpunkte über der eines durchschnittlichen Bundesbürgers.

#3: Clemens, Annika, Anton und Lea Hartwig, vierköpfige Familie, persönliche Inflationsrate: 2,00 % p.a.
Als vierköpfige Familie fällt bei den Hartwigs die Miete anteilig an allen monatlichen Ausgaben nicht ganz so stark ins Gewicht wie etwa bei Single Kai Flemming. Allerdings geben sie vergleichsweise viel für Nahrungsmittel aus, die im Dezember 2016 gegenüber Dezember 2015 spürbar teurer wurden. Hinzu kommen die ebenfalls im Preis gestiegenen Freizeitaktivitäten der Kinder Anton und Lea und die laufenden Kosten für das Auto. Auch bei ihnen hat sich die Inflation überdurchschnittlich stark bemerkbar gemacht.

Tipp: Persönliche Inflationsrate ermitteln

Mit unserem Inflationsrechner finden Sie anhand Ihrer monatlichen Ausgaben heraus, wo Ihre individuelle Inflationsrate im vergangenen Dezember lag. Der Rechner steht Ihnen unter folgendem Link kostenlos als XLSX-Datei zum Download zur Verfügung:

CHECK24-Inflationsrechner

Das Ergebnis stellt lediglich einen Richtwert dar. Der Berechnung liegen die aktuellen Werte des Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes zugrunde. Dieser enthält Preisentwicklungen, die Sie möglicherweise nicht betreffen, darunter etwa Mieterhöhungen durch Neuvermietung.

Besser als der Sparstrumpf: Mit dem richtigen Tagesgeld Schadensbegrenzung betreiben

Trotz unterschiedlicher Inflationsraten haben alle Beispielkunden eines gemein: Selbst mit dem bestverzinsten Tagesgeldkonto im CHECK24-Tagesgeldvergleich hätten sie im Dezember keinen realen Gewinn erzielt, sondern einen Verlust erlitten. Nur die Höhe dieses inflationsbereinigten Zinsverlustes hätte sich unterschieden. Und doch wäre jeder von ihnen gut damit beraten gewesen, ein Tagesgeldkonto bei der Audi oder der VW Bank zu eröffnen und sich den Neukundenzinssatz zu sichern. Der Grund: Wie viele deutsche Sparer (siehe Box) deponieren sie ihr Geld zum Teil auf dem Girokonto oder zuhause im Sparschwein und erhalten darauf nicht einen Cent Zinsen – bekommen also das volle Ausmaß ihrer persönlichen Inflation zu spüren – oder haben längst ein Tagesgeldkonto, mit dem sie aber als Bestandskunden nur geringe Zinsen einstreichen.

Mehr als jeder Zweite verschenkt Zinsen

Über die Hälfte aller Sparer in Deutschland hat zumindest einen Teil seiner Rücklagen auf dem Girokonto unverzinst liegen. Fast jeder dritte schwört auf Sparstrumpf, Sparschwein und Co. – und lässt sich damit ebenso eine Rendite entgehen, die er im Wettstreit mit der Inflation gut hätte gebrauchen könnte.

Quelle: Comdirect Spar- und Anlageindex November 2016

#1: Kai Flemming, aktuelle reale Rendite: -1,50 % p.a., mögliche reale Rendite: -0,40 % p.a.
Schon seit geraumer Zeit hat Kai Flemming 10.000 Euro ungenutzt auf seinem Girokonto liegen. Dieses Geld auf ein Tagesgeldkonto einzuzahlen, kam ihm bislang nicht in den Sinn. Das hat dazu geführt, dass sich der Wert seiner Rücklagen allein im Dezember um 1,50 Prozent und damit um 12,50 Euro verringert hat. Diesen realen Verlust hätte er mit dem bestverzinsten Tagesgeldkonto durch Zinseinnahmen von 9,17 Euro auf 3,33 Euro verringern können – wohlgemerkt in nur einem Monat.

#2: Timm und Rebecca Knapp, aktuelle reale Rendite: -2,03 % p.a., mögliche reale Rendite: -1,00 % p.a.
Timm und Rebecca Knapp haben ihr Geld dagegen schon längst auf einem Tagesgeldkonto deponiert und dort inzwischen 25.000 Euro angespart. Allerdings sind sie Bestandskunden ihrer Bank und erhalten derzeit gerade einmal 0,07 Prozent Zinsen pro Jahr***. Ihre reale Rendite nach Abzug ihrer persönlichen Inflationsrate im Dezember: -2,03 Prozent p.a. Die Zinseinnahmen von 1,46 Euro waren nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: Statt 43,75 haben sie 42,29 Euro Verlust gemacht. Dabei hätten sie durch einen Wechsel ihres Tagesgeldkontos 1,10 Prozent an Zinsen einnehmen können. Damit hätten sie allein im Dezember verglichen mit ihrem bisherigen Tagesgeldkonto 21,46 Euro an Plus gemacht.

#3: Clemens, Annika, Anton und Lea Hartwig, aktuelle reale Rendite: -2,00 % p.a., mögliche reale Rendite: -0,90 % p.a.
Die Bargeldreserven im Hause Hartwig haben sich über die letzten Jahre stetig angehäuft und summieren sich inzwischen auf 5.000 Euro – Geld, das die vierköpfige Familie besser auf ein Tagesgeldkonto eingezahlt hätte. Sie haben bei einer persönlichen Inflationsrate von 2,00 Prozent p.a. im Dezember einen realen Verlust von 8,33 Euro gemacht. Hätten sie sich dagegen für das bestverzinste Tagesgeldkonto entschieden, hätten sie 4,58 Euro und damit mehr als die Hälfte ihres Zinsverlustes durch Zinseinnahmen wieder einspielen können.

Obwohl in allen drei Fällen der maximale Tagesgeldzinssatz im Dezember nicht genügte, um die persönliche Inflation wieder wettzumachen, so zeigen die Beispiele dennoch deutlich, dass sich ein Tagesgeldkonto lohnen kann – und zwar als Mittel der Schadensbegrenzung. Doch dabei muss es nicht bleiben.

Nullsummenspiel: Mit Tagesgeld langfristig einen finanziellen Ausgleich schaffen

Im einen Monat ein realer Verlust, im anderen dafür ein realer Gewinn: Auch, wenn eine Durststrecke wie im Dezember ärgerlich ist, so können Sparer ein inflationsbedingtes Minus oft auf lange Sicht wieder ausgleichen. Das zeigt sich etwa bei einem Rückblick auf das Jahr 2016. Von Januar bis November nämlich lagen sowohl die durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland als auch die jeweiligen Raten unserer fiktiven Beispielkunden kontinuierlich unterhalb des Tagesgeld-Bestzinses im CHECK24 Tagesgeldvergleich. Mit anderen Worten: In elf von zwölf Monaten konnten wechselfreudige Sparer eine reale Rendite erzielen – und das nicht zu knapp. Im April etwa hätte Familie Hartwig mit dem Tagesgeld-Höchstzins von 1,25 Prozent p.a. und einer persönlichen Deflation, also negativen Inflation, von 1,40 Prozent p.a. eine reale Rendite von 2,65 Prozent p.a. erwirtschaftet. Bis zum Herbst hätten sie demnach aufgrund des damaligen Energiepreisrückgangs real genügend Gewinne erzielt, um den durch den Energiepreisanstieg bedingten realen Verlust gegen Ende des Jahres schon im Vorhinein auszugleichen.

Rückblick auf 2016: Tagesgeld-Bestzins vs. Inflation
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Tagesgeld-Bestzins im CHECK24 Tagesgeldvergleich (in % p.a.)
1,25 1,25 1,25 1,25 1,10 1,10 1,15 1,15 1,10 1,10 1,10 1,10
Durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland (in % p.a.)
0,50 0,00 0,30 -0,10 0,10 0,30 0,40 0,40 0,70 0,80 0,80 1,70
Persönliche Inflationsrate von Kai Flemming (in % p.a.)
0,80 0,50 0,80 0,50 0,70 0,70 0,90 0,80 0,90 0,90 1,00 1,50
Persönliche Inflationsrate von Timm und Rebecca Knapp (in % p.a.)
0,00 -1,00 -0,80 -1,20 -0,80 -0,50 -0,60 -0,40 0,30 0,80 0,50 2,10
Persönliche Inflationsrate von Familie Hartwig (in % p.a.)
-0,20 -1,20 -1,10 -1,40 -0,90 -0,60 -0,80 -0,60 0,20 0,80 0,40 2,00

Stark im Kampf gegen die Inflation: unter einer Bedingung

„Wer […] dauerhaft profitieren will, muss flexibel sein und sich um sein Geld kümmern“, mahnt der Bankenverband und das aus gutem Grund. Bei den bestverzinsten Tagesgeldkonten handelt es sich nämlich meist um Neukundenangebote mit begrenzter Zinsgarantie. Ist diese einmal abgelaufen, erhalten Sparer statt einem Prozent nur noch einige Zehntel oder gar Hundertstel Prozent Zinsen auf ihr Guthaben – so wie Timm und Rebecca Knapp. Um der persönlichen Inflation so lange wie möglich so viel wie möglich entgegensetzen zu können, braucht es daher vor allem eines: einen regelmäßigen Kontowechsel.

* aktueller Zinssatz: 0,40 % p.a., Stand: 1. Februar 2017

** auf der Grundlage der vom statistischen Bundesamt ermittelten durchschnittlichen Monatsausgaben deutscher Haushalte, aufgeschlüsselt nach der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen

*** entspricht dem durchschnittlichen Zinssatz aller täglich fälligen Einlagen in Deutschland (einschließlich Tagesgeld- und Girokontoguthaben) für den Monat November, Quelle: Bundesbank

Immer auf dem Laufenden: Erfahren Sie monatlich, welche reale Rendite Sie mit Tagesgeld erwirtschaften können. Um den Sparerindex zu abonnieren, senden Sie uns bitte eine E-Mail an sparerindex@check24.de.

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