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06.10.2023 | 08:46 | anb

Konto statt Bares Das müssen Sie beachten, wenn Sie Ihrem Kind ein Tagesgeldkonto schenken

Ein Tagesgeldkonto für Minderjährige hat einige Tücken, aber auch Vorteile. Foto: OJO_Images/gettyimages
Ein Tagesgeldkonto für Minderjährige hat Vorteile, aber auch Tücken. Foto: OJO_Images/gettyimages

Sie suchen ein Geschenk für Ihr Kind oder Patenkind und möchten etwas Sinnvolles verschenken, das dem Kind auch noch Freude bereitet, wenn es erwachsen ist? Ein Tagesgeldkonto könnte die Lösung sein. Was Sie dazu beachten sollten.

Petra und Stefan Mühe grübeln schon seit Wochen, was sie ihrer sechsjährigen Tochter zu Weihnachten schenken sollen. Kinderspielzeug hat eine begrenzte Lebensdauer, Bargeld finden sie unpassend. Vor dem gleichen Problem steht Samuel Cazzari. Er ist Patenonkel des zehnjährigen Sebastian und will kreativ sein. Alle fiktiven Protagonisten suchen nach einer alternativen Geschenkidee. Wenn sie ein Tagesgeldkonto eröffnen, können sie zu verschiedenen Anlässen immer wieder Geld darauf überweisen und somit über längere Zeit eine höhere Summe für das Kind ansparen. Zudem ist die Führung eines Tagesgeldkontos gebührenfrei. Wer ein Tagesgeldkonto verschenken will, hat zwei Möglichkeiten. Doch auf dem Weg dorthin lauern einige Stolpersteine. Wir zeigen die Optionen auf und erklären, worauf die Eltern Mühe und Patenonkel Cazzari achten müssen.

Möglichkeit 1: Tagesgeldkonto für Minderjährige

Die erste Möglichkeit eignet sich besonders gut für die Eltern Mühe. Sie richten ein Tagesgeldkonto für Minderjährige auf den Namen ihrer Tochter Sina ein. Dafür müssen sie ein Formular ausfüllen, das ihnen die jeweilige Bank aushändigt. Vor allem Direktbanken bieten es online direkt zum Herunterladen an. Als gesetzliche Vertreter unterschreiben die Eheleute das Formular und bestätigen ihre Identität und die ihrer Tochter. Einige Banken wie die ING-Diba bieten dafür das Postident-Verfahren an, bei dem die Eltern am Postschalter die eigenen Personalausweise vorlegen müssen. Zusätzlich schicken sie eine Kopie der Geburtsurkunde zur Bank. Bei anderen Banken, so zum Beispiel bei der Consorsbank, kann sich die Familie mit den gleichen Dokumenten alternativ via Videoident-Verfahren identifizieren. Sina selbst muss nicht anwesend sein. Alleinerziehende benötigen einen Bescheid, dass ausschließlich sie sorgeberechtigt sind. Ein Mindestalter für Tagesgeldkonten gibt es in der Regel nicht.

Geld einzahlen können die Eltern auf Sinas neues Tagesgeldkonto entweder über das eigene Girokonto oder über ein Girokonto auf den Namen ihrer Tochter. Was das Ehepaar Mühe bedenken sollte: Auf das Tagesgeldkonto eingezahltes Geld gehört Sina. Falls sich Stefan Geld für das neue Auto auf sein Konto überweist, könnte Sina, sobald sie volljährig ist, ihren Vater verklagen und den fehlenden Betrag zurückverlangen. Sina ist die Eigentümerin, obwohl die Eltern das Konto eröffnen. Allerdings müssen ihre Eltern als gesetzliche Vertreter die Dokumente und Formulare ausfüllen und unterschreiben, da Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre nicht oder nur bedingt geschäftsfähig sind. Verträge, die Minderjährige unterzeichnen, sind nicht rechtskräftig und damit nutzlos. 

Feiert Sina ihren 18. Geburtstag, kann sie vollständig über das Konto verfügen und das bei einigen Banken ohne neue Identifizierung. „Das Kind muss sich nicht erneut legitimieren“, bestätigte eine Sprecherin der ING-Diba auf Nachfrage von CHECK24. Die Bank informiere das Kind kurz vor der Volljährigkeit, dass die Eltern ab seinem 18. Geburtstag keinen Zugriff mehr haben. Ob Sina eine neue PIN oder ein anderes TAN-Verfahren möchte, kann sie nach ihrem Geburtstag selbst entscheiden. Sie kann auch ein anderes Referenzkonto angeben, zum Beispiel das eigene Girokonto.

Steuervorteile durch U18-Konto

Warum es sich für die Mühes trotz des größeren Aufwandes lohnen könnte, das Tagesgeldkonto auf den Namen ihrer Tochter zu eröffnen? Die Stichworte lauten Sparerpauschbetrag und Grundfreibetrag. Da minderjährige Kinder als vollwertige Steuerzahler gelten, dürfen sie einen Grundfreibetrag sowie einen Sparerpauschbetrag nutzen. Für Familie Mühe bedeutet das: Sinas Zinseinnahmen auf dem Tagesgeldkonto sind bis zu 1.000 Euro pro Jahr steuerfrei. Damit die Bank auf die Zinsen nicht automatisch Kapitalertragssteuer abführt, müssen die Eltern bei der Bank einen Freistellungsauftrag einrichten.

Wenn die Eltern sehr hohe Summen auf Sinas Tagesgeldkonto anlegen, könnte die Tochter Zinseinnahmen von mehr als 1.000 Euro im Jahr erzielen. Dafür müsste die Anlagesumme, beispielsweise bei einem Zinssatz von 1,00 Prozent pro Jahr, mehr als 100.000 Euro betragen. Damit das Finanzamt auf Zinseinkünfte auch oberhalb des Sparerpauschbetrags keine Abgeltungssteuer erhebt, kann die Familie das Formular zur Nichtveranlagungsbescheinigung beim zuständigen Finanzamt beantragen. Der Antrag ermöglicht der Familie, Sinas Grundfreibetrag, der wie bei Erwachsenen bei 10.908 Euro liegt, auch für Kapitalerträge zu nutzen. Statt 1.000 Euro pro Jahr wären theoretisch Zinsgewinne bis zu 10.908 Euro steuerfrei.

Vermögen "tatsächlich und endgültig übertragen"

Für die Familie ergibt sich daraus eine weitere Möglichkeit, Steuern zu sparen. Die Eltern könnten einen Teil ihres Vermögens auf das Tagesgeldkonto von Sina überweisen, sodass sie mit ihren persönlichen Zinseinkünften den eigenen Sparerpauschbetrag nicht überschreiten. Die Folge davon ist, dass das Finanzamt bei den Eltern keine Abgeltungssteuer mehr erheben kann. Das Geld bleibt in der Familie. Allerdings müssen die Mühes dabei aufpassen, nicht zu Steuerhinterziehern zu werden. Die Eltern sollten sicherstellen, dass sie nicht das Freistellungsauftragsvolumen des Kindes oder auch dessen Grundfreibetrag ausnutzen, um eigene Kapitalerträge steuerfrei zu stellen, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft auf Nachfrage von CHECK24.

Dafür muss das Finanzamt die Erträge auch steuerlich ihrer Tochter zurechnen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Eltern „das Vermögen tatsächlich und endgültig übertragen“, sagt die Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft. Die Voraussetzung schaffen die Mühes, indem sie die Formulare der Bank ausfüllen, wodurch ein zivilrechtlich wirksamer Vertrag zwischen Eltern und Tochter entsteht. „Auf das auf den Namen des Kindes eingerichtete Konto darf nur im Rahmen des elterlichen Sorgerechts, also zum Beispiel für Ausbildungskosten, zugegriffen werden, aber nicht für den privaten Konsum der Eltern“, erläutert die Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft. Die Mühes dürfen nur Geld auf das eigene Konto überweisen, das Sina direkt zugutekommt, um beispielsweise Fahrtkosten zur Schule zu finanzieren.

Was die Mühes ebenfalls berücksichtigen müssen, ist, dass sie nicht zu viel Geld verschenken. Auch dann könnte das Finanzamt eingreifen. Sina darf sowohl von Stefan als auch von Petra maximal 400.000 Euro binnen zehn Jahren erhalten, heißt es von der Deutschen Kreditwirtschaft. Umgerechnet wäre das eine Sparrate von 3.333 Euro pro Monat pro Person. Betroffen sind davon wohl nur Gutverdiener, die am Monatsende so viel Geld übrighaben.

So sind Sie auf der sicheren Seite

✓ Gesetzliche Vertreter eröffnen ein U18-Konto mit Formular als Vertrag bei der Bank.

✓ Eltern dürfen sich kein Geld für den Eigenbedarf auf das eigene Konto überweisen.

✓ Schenkungsfreibetrag beachten: pro Elternteil nicht mehr als knapp über 3.000 Euro pro Monat

Möglichkeit 2: ein eigenes Tagesgeldkonto eröffnen

Für Herrn Cazzari ist es allerdings zu umständlich, die Unterschriften der Eltern zu sammeln und die Geburtsurkunde des Patenkindes aufzutreiben, um ein Tagesgeldkonto auf dessen Namen zu eröffnen. Stattdessen eröffnet er es auf seinen Namen. Das funktioniert wie gewohnt. Er vergleicht zwischen vielen verschiedenen Banken und prüft, welche Bank ihm das beste Angebot macht. Cazzari füllt die notwendigen Anmeldeformulare aus und schließt das Tagesgeldkonto ab, indem er sich per Videoident-, Postident-Verfahren oder in der Filiale legitimiert.

Flexibel die besten Zinsen finden

Ein Vorteil, wenn das Konto auf seinen Namen läuft: Herr Cazzari kann das Geld jederzeit wieder auf ein anderes Konto transferieren, je nachdem, wo es die besten Zinsen gibt. Er kann viele verschiedene Tagesgeldkonten vergleichen und jederzeit das für ihn beste Angebot herauspicken. Praktisch: Bei der Eröffnung eines Tagesgeldkontos entsteht kein Schufa-Eintrag. Um neue Kunden zu gewinnen, bieten einige Banken Kontoeröffnungsgutschriften und besonders gute Zinskonditionen an. Auch von diesen Sonderangeboten könnte Cazzari aufgrund seiner Flexibilität profitieren.

Beachten sollte Sebastians Patenonkel, dass die Zinsgewinne dieses Tagesgeldkontos zu seinem eigenen Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro pro Jahr gerechnet werden. Anders als im Fall von Familie Mühe ist Cazzari selbst Eigentümer des Tagesgeldkontos, weshalb das Finanzamt ihm die Kapitalerträge zurechnet.

Wie kommt das volljährige Kind an das Geld?

Im Vergleich zum Fall des U18-Kontos wird das Geld bei Volljährigkeit nicht automatisch an Cazzaris Patenkind übertragen. Dafür gibt es andere Wege, wie der dann volljährige Sebastian an das Geld kommt. Cazzari kann sein eigenes Kontoguthaben seinem Patenkind schenken, indem er ihm die Kontonummer überschreibt. Davon rät die Deutsche Kreditwirtschaft aber ab. „Das kann im Einzelfall zu Verwechselungen führen, zum Beispiel, wenn ein Dritter auf Basis der alten Kontodaten auf das Konto des ehemaligen Inhabers überweisen möchte“, erklärt eine Sprecherin. Besser sei es für den Beschenkten, ein neues Konto zu eröffnen. Auf dieses kann das Geld transferiert werden.

Sebastian könnte, sobald er volljährig ist, ein eigenes Tagesgeldkonto eröffnen und Cazzari überweist das Ersparte. Der Vorteil in diesem Fall ist, dass Sebastian auf das Tagesgeld wahrscheinlich mehr Zinsen bekommt als auf einem Girokonto. Er kann jederzeit auf sein Geld zugreifen, beispielsweise um sich seinen Führerschein zu finanzieren. Das bislang geführte Tagesgeldkonto kann Cazzari schließen oder für eigene Zwecke fortführen. Außerdem könnte Herr Cazzari sich das Geld auszahlen lassen und seinem Patenkind das Ersparte bar schenken. Aber Achtung: Auch hier kommt das Finanzamt ins Spiel. Als Patenonkel darf Herr Cazzari nur einen Betrag von maximal 20.000 Euro innerhalb von zehn Jahren steuerfrei an Sebastian verschenken – egal, ob in bar oder per Überweisung. Die Schenkung muss innerhalb von drei Monaten an das Finanzamt gemeldet werden. Geht das Ersparte über die 20.000 Euro hinaus, muss Sebastian auf den Differenzbetrag Steuern abhängig von der Höhe der Summe zahlen.

Vorteile, das Geld selbst anzulegen

✓ Unabhängigkeit von Unterschriften und Urkunden der Eltern

✓ Flexibilität bei der Suche nach den besten Zinsen

✓ Flexibilität bei der Geschenkübergabe nach dem 18. Geburtstag


Hinweis: Der Artikel wurde erstmalig am 21.11.2017 veröffentlicht (Autor: msa) und am 06.10.2023 aktualisiert. CHECK24 bietet zu diesem Zeitpunkt kein Tagesgeldkonto für Minderjährige an.
 

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