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20.01.2017 | 09:29 | rkr

Mobile Payment auch ohne Apple Pay Zahlen mit Smartphone - wie es geht und für wen es sich lohnt

Mit Smartphone bezahlen
In Deutschland gibt es bereits mehrere interessante Alternativen zu Apple Pay.

Egal ob mit Boon, der Vodafone Wallet oder Payback Pay: An vielen Kassen können Kunden hierzulande längst via Smartphone bezahlen. Nur warum sollten sie das tun? Wie mobiles Bezahlen funktioniert, welche Voraussetzungen nötig sind und welche Vorzüge die jeweiligen Verfahren bieten, verrät unser Überblick.

Das Angebot für mobiles Bezahlen ist in Deutschland alles andere als übersichtlich. Verschiedene Anbieter wie zum Beispiel die Telekom haben ihre Dienste erst kürzlich wieder eingestellt. Einige neue Angebote wie das von Coca Cola oder Bezahldienste auf Basis von Bitcoin stellen dagegen bislang eher Nischenlösungen dar, da sie von einer flächendeckenden Akzeptanz noch weit entfernt sind. Dazu unterscheiden sich die technischen Anforderungen, die möglichen Kosten und auch die Einsatzmöglichkeiten ganz erheblich zwischen den verschiedenen Diensten.

Wer derzeit also über mobiles Bezahlen nachdenkt, muss zunächst entscheiden, welches System für ihn persönlich überhaupt in Frage kommt. In unserem Überblick stellen wir die derzeit interessantesten Angebote für den deutschen Markt vor. Weiterhin nicht dabei: Die in einigen anderen Ländern bereits nutzbaren Dienste Apple Pay und Android Pay. Weder der Hersteller des iPhone noch die Android-Mutter Google haben bisher verlauten lassen, ob und ab wann ihre mobilen Bezahldienste in Deutschland verfügbar sein werden.

Boon

Das Bezahlverfahren des deutschen Finanzdienstleisters Wirecard basiert auf einer virtuellen Prepaid-Kreditkarte von Mastercard. Entsprechend funktioniert Boon an allen NFC-fähigen Kassenterminals, die Kreditkarten von Mastercard akzeptieren. Für die Registrierung reicht zunächst die Angabe der Telefonnummer. Außerdem muss dabei jeweils ein Passwort, eine PIN und eine Sicherheitsfrage ausgewählt werden. Die selbstgewählte PIN wird künftig bei jeder Zahlung mit dem Smartphone an der Kasse abgefragt. Im Anschluss müssen Nutzer nur noch das Mobilgerät kurz an das Kassenterminal halten – schon ist die Rechnung beglichen.

Das Guthaben auf dem App-Konto kann per Kreditkarte oder Bank-Überweisung aufgeladen werden. Nutzer, die eine Kreditkarte hinterlegt haben, können das Guthaben auch automatisch aufladen lassen, sobald es einen bestimmten Wert unterschreitet. Ein Geldeinzug via Lastschrift vom Girokonto ist derzeit noch nicht möglich. Allerdings ist das Aufladen auf bestimmte Höchstbeträge beschränkt, die sich je nach Vertragsvariante und Art der Aufladung unterscheiden.

Voraussetzung für Boon ist ein NFC-fähiges Smartphone mit Android-Betriebssystem, das von Mastercard zugelassen wurde. Eine Liste der entsprechenden Handys findet sich auf der Website des Bezahldienstes. Aktuell zählen über 500 Geräte dazu. Boon bietet insofern mehr Privatsphäre als die Kartenzahlung, da dem Verkäufer weder Kreditkartendaten noch die Bankverbindung mitgeteilt wird. Seit Kurzem können Boon-Nutzer mit ihrem Account auch online shoppen. Die Nummer der virtuellen Mastercard können sie dafür aus der App entnehmen und dann bei der Kartenzahlung im Onlineshop angeben.

Kosten: Monatlich 99 Cent, das erste Jahr ist kostenfrei; kostenpflichtig sind das Aufladen per Kreditkarte und der Einsatz außerhalb der Euro-Zone
Voraussetzungen: Zugelassenes NFC-fähiges Smartphone; Betriebssystem Android ab Version 4.4
Akzeptanz: Alle NFC-fähigen Terminals, die Mastercard akzeptieren
Abbuchung: Aufladung des Kontos via Banküberweisung oder Kreditkartenzahlung

Vodafone Wallet

Auch der Mobilfunkanbieter Vodafone bietet seinen Kunden einen mobilen Bezahldienst an, die  Vodafone Wallet. Bezahlen können deren Nutzer an allen NFC-fähigen Terminals, also allen Kassen mit NFC-Symbol. Davon gibt es laut Visa hierzulande derzeit rund 100.000. Allerdings sind die Einstiegshürden bei diesem Dienst besonders hoch: Vorausgesetzt werden sowohl ein Vodafone-Mobilfunkvertrag als auch ein NFC- und Wallet-zertifiziertes Smartphone. Einige Smartphones können nur dann genutzt werden, wenn sie auch über Vodafone gekauft wurden. Die zusätzlich nötige NFC-fähige SIM-Karte erhalten die Kunden ebenfalls vom Mobilfunkanbieter.

Bei der Anmeldung wird die App entweder mit einer Visa-Kreditkarte oder einem Paypal-Account verknüpft. Wie es dann weitergeht, hängt unter anderem vom gewählten Zahlungsmittel ab. Für eine Zahlung mit Paypal müssen Nutzer zusätzlich eine PIN auswählen. Bei der Verknüpfung mit einer Kreditkarte wird automatisch deren PIN verwendet. Die Zahlung selbst funktioniert im Prinzip wie bei Boon oder einer NFC-fähigen Kreditkarte: Statt der Karte wird das Handy ans Kassenterminal gehalten. Es muss dafür weder eingeschaltet sein noch einen geladenen Akku haben. Beträge über 25 Euro werden mit der PIN freigegeben.

Die Vodafone Wallet ist grundsätzlich kostenlos. Allerdings können etwa durch den Einsatz der Kreditkarte dennoch Gebühren anfallen. Einen interessanten Zusatznutzen bieten verschiedene Plugins der Wallet wie zum Beispiel Travipay, mit dem sich auch Parkgebühren via Smartphone begleichen lassen. Außerdem ist es möglich, diverse Gutscheine, Treue-, Bonus-, Club- und Kundenkarten in die App zu integrieren.

Kosten: Alle Funktionen der App selbst sind kostenfrei
Voraussetzungen: NFC- und Wallet-zertifiziertes Smartphone; Vodafone-Vertrag; NFC-SIM; Betriebssystem Android ab Version 4.0
Akzeptanz: Alle NFC-fähigen Terminals
Abbuchung: Paypal oder Kreditkarte

Payback Pay

Auch die App des Bonusprogramms Payback verfügt seit einiger Zeit über eine mobile Bezahlfunktion. Das mobile Bezahlen funktioniert hier je nach Ladengeschäft über die kontaktlose NFC-Technologie oder über einen QR-Code, der für die Zahlung von der App ausgegeben und vom Lesegerät an der Kasse eingescannt werden kann. Zahlungen werden automatisch per Lastschrift vom verknüpften Bankkonto abgebucht. Entsprechend sind die technischen Voraussetzungen vergleichsweise niedrig. Benötigt wird lediglich ein aktuelles Android- oder iOS-Betriebssystem. Nur für NFC-Zahlungen muss das Handy auch NFC-fähig sein. Nötig ist dieser technische Standard derzeit aber nur für das mobile Bezahlen bei Aral.

Um den Dienst verwenden zu können, müssen sich Nutzer zunächst bei Payback registrieren und die zugehörige App herunterladen. Abgefragt werden dabei unter anderem die Adresse und das Geburtsdatum. Zusätzlich muss ein Passwort sowie eine PIN vergeben und eine Bankverbindung angegeben werden. Die PIN wird dann bei jeder Zahlung abgefragt. Alternativ lässt sich die App auch so einstellen, dass ein Fingerabdruck die PIN-Abfrage ersetzt. Da mit Payback Pay automatisch Bonuspunkte gesammelt werden, dürfte die Anwendung besonders für Kunden interessant sein, die ohnehin bereits mit Payback auf Punktejagt gehen. Die Bonuskarte brauchen sie bei der mobilen Zahlung nicht eigens vorzuzeigen.

„Wer Payback nutzt, muss sich bewusst sein, dass er die Vergünstigungen beim Einkauf mit der Herausgabe seiner Daten bezahlt“, sagte Thomas Kranig, Präsident des für Payback zuständigen Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht, dem Handelsblatt. Ob der einfache Bezahlvorgang also die Preisgabe persönlicher Daten an den Anbieter tatsächlich wert ist, muss letztlich jeder Verbraucher selbst entscheiden. Auf jeden Fall lohnt ein Blick in die Datenschutzbestimmungen des Bezahldienstes.

Kosten: Alle Funktionen der App selbst sind kostenfrei
Voraussetzungen: Betriebssystem Android ab Version 4.0 oder iOS ab Version 8.0
Akzeptanz: Alnatura, Aral, DM, Galeria Kaufhof, Real
Abbuchung: Lastschrift

Mobil bezahlen bei Edeka, Netto und Marktkauf

Die Bezahl-Apps von Edeka, Netto und Marktkauf funktionieren zwar jeweils nur in den Ladengeschäften der einzelnen Ketten. Allerdings können Nutzer den für eine Anwendung angelegten Account auch für die anderen Apps nutzen. Die Systemvoraussetzungen unterscheiden sich allerdings von App zu App. Dafür warten die Dienste mit vielen praktischen Zusatzfunktionen auf. Sie speichern zum Beispiel den Kassenzettel selbstständig ab und helfen beim Erstellen von digitalen Einkaufslisten. Außerdem stellen die Lebensmittelhändler App-Zahlern digitale Rabattmarken zur Verfügung, mit denen diese an der Kasse noch ein paar Euro sparen können.

Bei der Registrierung werden unter anderem der Name und die Mailadresse abgefragt. Außerdem müssen Bankdaten hinterlegt, Passwort und PIN vergeben werden. Die PIN wird bei jeder Zahlung via Smartphone benötigt. Um zu bezahlen, geben Nutzer diese in der App ein. Der daraufhin ausgegebene Strich- oder Zahlencode auf dem Bildschirm muss dann nur noch an der Kasse eingescannt werden. Die Zahlung wird daraufhin per Lastschrift vom angegebenen Girokonto abgebucht. Aktuell können Kunden noch nicht in allen Filialen der Lebensmittelhändler über die jeweiligen Apps bezahlen. Im Einzelfall müssen sie also vorher an der Kasse nachfragen.

Kosten: Alle Funktionen sind kostenfrei
Voraussetzungen: Betriebssystem Android ab Version 4.0.3 oder iOS ab Version 8 (gilt nur für die Edeka-App)
Akzeptanz: Edeka und Partnerunternehmen, darunter Netto und Marktkauf
Abbuchung: Lastschrift

Mobil Bezahlen: Für wen es sich lohnt

Das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone selbst ist sicher nicht die große Neuerung. Das geht mit der passenden Kreditkarte oft sogar schneller. Wesentlich interessanter sind die verschiedenen Zusatzleistungen der Anbieter. Wer beispielsweise bereits Rabattmarken oder Payback-Punkte sammelt, für den könnten die Apps der Supermärkte oder Payback Pay das Einkaufen spürbar vereinfachen. Allerdings sind diese Angebote nicht ohne Grund kostenlos: Sie helfen den Anbietern bei der Kundenbindung und ermöglichen ihnen auf die persönlichen Gewohnheiten der Nutzer zugeschnittene Werbung.

Ähnlich verhält es sich bei der Vodafone Wallet. Wer dieses Angebot nutzt, bleibt zum Bezahlen auf den Mobilfunkanbieter angewiesen. Nutzer von Boon müssen wiederum Gebühren zahlen. Attraktiv dürfte die Anwendung daher vor allem für jene sein, die sich damit den regelmäßigen Gang zum Geldautomaten oder noch teurere Kreditkarten-Gebühren sparen wollen. Ihnen könnte aber zum Beispiel eine kostenlose Kreditkarte als ebenso gute und womöglich noch günstigere Alternative dienen.

Wer ohnehin das Smartphone für möglichst alles verwendet oder einfach nur die neueste Technologie ausprobieren möchte, der dürfte mit Boon oder der Vodafone Wallet am besten ausgestattet sein. Denn mit ihnen kann heute schon in fast allen größeren Geschäften mobil bezahlt werden. Punkte- oder Rabattmarkensammler, die an maßgeschneiderter Werbung nichts Anstößiges finden, sind dagegen mit den Apps der Supermärkte oder Payback Pay wahrscheinlich am besten beraten.


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