27.01.2017 | 10:47 | nze
Niedrigzins und Anleihekäufe Weidmann warnt vor Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik
Der Bundesbank-Präsident kommentiert den Kurs der Europäischen Zentralbank kritisch – auch Verbraucher bekommen die Folgen der Geldpolitik zu spüren.
Mit Blick auf die gestiegene Inflationsrate in Deutschland und im Euroraum pocht Bundesbank-Präsident Jens Weidmann darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre lockere Geldpolitik nicht länger als nötig fortsetzt. Mit anhaltender Dauer nähmen „die gewünschten Wirkungen ab und die Nebenwirkungen zu“, sagte Weidmann bei der Finanzmarktklausur des CDU-Wirtschaftsrates in Berlin.
Die Inflationsrate lag zuletzt im Euroraum bei 1,1 Prozent, in Deutschland sogar bei 1,7 Prozent. Die EZB strebt in der Währungsunion dauerhaft eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an, weil damit aus ihrer Sicht Preisstabilität herrscht. Wenn die derzeitige Preisentwicklung sich verstetigt, „wird damit die Voraussetzung für den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik geschaffen“, sagte der Bundesbank-Präsident.
Wie die Geldpolitik Verbraucher betrifft
Jens Weidmann sieht die Geldpolitik der EZB kritisch, vor allem deren Käufe von Staatsanleihen. Man dürfe nicht die Erwartung schüren, dass die Geldpolitik die Wachstumsprobleme im Euroraum lösen könne, sagte der Bundesbank-Chef. Die Europäische Zentralbank versucht derzeit, privaten Konsum und Wirtschaft anzukurbeln.Als ein Mittel dazu sieht sie ihre Zinspolitik: Banken können sich derzeit zum Nulltarif Geld bei der EZB leihen, wenn sie überschüssiges Geld bei der EZB parken, zahlen sie hingegen Zinsen von 0,4 Prozent. Das macht auf der einen Seite zinsgünstige Kredite möglich, auf der anderen erhalten Verbraucher auf ihre Ersparnisse sehr niedrige Zinsen. Dies ist die Folge einer der von Weidmann erwähnten Nebenwirkungen: Bei seiner Rede in Berlin wies er erneut darauf hin, dass Banken unter den niedrigen Zinsen nur schwer Erträge erwirtschaften könnten.