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30.08.2017 | 14:16 | nze

Umfrage von Bundesbank und Bafin Wieviel der Niedrigzins die Banken kostet

Andreas Dombret Bundesbank
Laut Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret müssen die Banken mehr tun, um schrumpfenden Gewinnen entgegenzuwirken.

Die deutschen Banken schätzen, dass ihre Gewinne vor Steuern bis 2021 fast um ein Zehntel sinken – auch wegen der niedrigen Zinsen. Wenn die Banken das Schrumpfen ihrer Gewinne bekämpfen wollen, könnte das Folgen für die Kunden haben.

Die Gewinne der deutschen Banken werden in den nächsten Jahren weiter sinken. Ihr Jahresüberschuss vor Steuern soll 2021 um neun Prozent niedriger ausfallen als 2016. Die Gesamtkapitalrentabilität, also Gewinn plus Zinsen im Verhältnis zum Gesamtkapital, soll im gleichen Zeitraum von fünf Jahren um 16 Prozent sinken. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Bundesbank und die Bankenaufsicht Bafin unter 1.555 Banken durchgeführt haben.

Die Befragten machen zusammen 88 Prozent der Banken in Deutschland aus, ihre Bilanzsummen stehen insgesamt für 41 Prozent des Sektors. Bundesbank und Bafin haben die Umfrage nach 2013 und 2015 jetzt zum dritten Mal durchgeführt – mit dem Ziel, den „Gesundheitszustand“ der Banken und ihre Anfälligkeit „für künftige Erkrankungen“ zu ermitteln, wie Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret bei der Vorstellung der Ergebnisse an diesem Mittwoch sagte.

Milliardenrückgang der Zinsen nicht der größte Verlustbringer

Die sinkenden Zinseinnahmen sorgen dafür, dass die Banken laut der Umfrage 2021 in Summe 3,2 Milliarden Euro weniger Zinseinnahmen erzielen werden als 2016. Höhere Provisionseinnahmen gleichen diesen Rückgang fast aus. Deutlicher machen den Banken sogenannte Wertberichtigungen zu schaffen, zu denen zum Beispiel erwartete Kreditausfälle zählen. Wertberichtigungen verringern die Gewinne im Jahr 2021 um mehr als fünf Milliarden, erwarten die Banken.

Obwohl dieser Posten also der größere Verlustbringer ist, bezieht sich die Deutsche Kreditwirtschaft in einer Stellungnahme zu der Umfrage vor allem auf die Auswirkungen der Niedrigzinsen, die Teil der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sind. Die Interessenvertretung der deutschen Banken plädiere „weiterhin und nachdrücklich dafür, dass diese sehr expansive Geldpolitik nicht zum Dauerzustand werden darf, sondern Schritt für Schritt beendet werden muss.“

Für die Umfrage wurde auch ein noch weiteres Sinken der Zinsen angenommen. Sollte es dazu kommen, könnte die Rentabilität der Banken vor Steuern um bis zu 60 Prozent zurückgehen. Trotz dieses für die Studie berechneten Extremfalls fallen die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik weniger drastisch aus als in der Umfrage vor zwei Jahren. Damals hatten die Banken statt des jetzt als realistisch betrachteten Minus von 16 Prozent bei der Gesamtkapitalrentabilität noch einen Rückgang von 25 Prozent bis 2021 erwartet. 

Laut Andreas Dombret steuern die Banken mittlerweile dem Rückgang ihrer Gewinne entgegen. Ihre Maßnahmen reichen nach Ansicht des Bundesbank-Vorstands allerdings noch nicht aus. „Für die Kehrtwende sind weitere, größere Anstrengungen erforderlich“, so Dombret. Was das für Bankkunden heißen könnte, sagte Dombret nicht. Banken klagen seit Längerem darüber, dass der Niedrigzins ihre Gewinne aus dem Kreditgeschäft schmälert. Gleichzeitig zahlen sie Strafzinsen für Gelder, die sie über Nacht bei der Europäischen Zentralbank parken. Um wegschmelzende Gewinne zu kompensieren, haben einige Banken mittlerweile neue, zum Teil umstrittene Gebühren eingeführt oder verlangen vor allem von vermögenden Sparern Strafzinsen. Einige senken auch Kosten, indem sie Filialen schließen oder weniger Mitarbeiter beschäftigen. Möglicherweise werden die Banken weiter an diesen Schrauben drehen.

Härterer Wettbewerb durch andere Banken und Fintechs

Aus der Umfrage geht auch hervor, dass der Wettbewerb zwischen den Geldinstituten schärfer werden dürfte. Mehr als 70 Prozent der Befragten rechnen mit mehr Wettbewerb durch andere Banken, 85 Prozent mit stärkerer Konkurrenz durch Fintechs, das sind in der Regel junge und wendige Unternehmen, die besonders nutzerfreundliche digitale Finanzdienste anbieten. Fast die Hälfte der Banken kann sich mittelfristig Zusammenschlüsse vorstellen. Die Mehrheit von ihnen sieht sich in einer solchen Situation als übernehmendes Institut und nicht als die Bank, die von einer anderen geschluckt wird. Jede zehnte Bank befindet sich derzeit offenbar schon in einem Fusionsprozess oder hegt konkrete Absichten zur Verschmelzung mit einer anderen Bank.

Vergabestandards für Immobilienkredite nicht zu stark gelockert

Bundesbanker und Bafin-Experten haben auch abgefragt, wie die Banken die Lage auf dem Markt für Immobilienkredite einschätzen. Vor einiger Zeit wurde darüber diskutiert, ob in Deutschland die Gefahr einer Immobilienblase wachse. Ein Anzeichen dafür wäre, dass die Banken die Kriterien für die Kreditvergabe merklich lockern. Das sei nicht festzustellen, auch wenn die Banken mittlerweile Baugeld gegen weniger Sicherheit vergeben und bereit sind, höhere Risiken einzugehen. Dass die Bonität der Kreditnehmer schlechter werde, sei allerdings nicht erkennbar.

Der Anteil der Immobilienkredite in den Bilanzen nimmt offenbar zu. Das Gesamtvolumen und die durchschnittliche Kreditgröße wachsen. 110.000 Euro nimmt der Durchschnittskunde mittlerweile für den Immobilienkauf oder -bau als Kredit auf, vor zwei Jahren lag die Summe noch bei 92.000 Euro. Die durchschnittliche Zinsbindungsfrist verlängerte sich gleichzeitig von 7,9 auf 8,9 Jahre, der durchschnittliche Zinssatz sank von 2,4 auf 1,7 Prozent. Und: Die Tilgungsquote stieg von 3,6 auf 3,8 Prozent. Immobilienkäufer können also offenbar aufgrund der niedrigeren Zinsen höhere Darlehen aufnehmen und diese auch schneller zurückzahlen. 

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