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23.01.2017 | 16:35 | skl

Studie verneint direkten Zusammenhang Bargeldabschaffung kein Mittel gegen Kriminalität

Bargeld
Laut einer Studie der Deutschen Bank würde eine Bargeldabschaffung die Kriminaltität nicht einschränken.

Ausgerechnet eine Studie der Deutschen Bank widerlegt das zentrale Argument in der Debatte um die Abschaffung des Bargelds: Kriminalität und Terrorismus würden dadurch nicht sonderlich eingeschränkt. 

Weltweit haben Politik und Notenbanken dem Bargeld den Kampf angesagt. In vielen europäischen Ländern wie beispielsweise Italien, Spanien oder Frankreich gibt es bereits Obergrenzen für Barzahlungen. Auch in Deutschland wurde im Frühjahr 2016 erstmals von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eine Obergrenze für Barzahlungen von 5.000 Euro gefordert. Im selben Zeitraum verkündete EZB-Präsident Mario Draghi, dass die Europäische Zentralbank ab Ende 2018 keine 500-Euro-Scheine mehr ausgibt. Die Hauptargumente derer, die das Zahlen mit Scheinen und Münzen begrenzen wollen, lauten: Zum einen sei Bargeld kostspielig und zum anderen vereinfache es Terrorismus, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Schattenwirtschaft. Zumindest das letzte Argument widerlegt jetzt ausgerechnet eine Studie der Deutschen Bank mit dem Titel: „Bargeld, Freiheit und Verbrechen: Bargeld in der Digitalen Welt.“ Die Autoren legen dar, dass die Abschaffung von Bargeld gewinnorientierte Kriminalität nicht beseitigen wird.

Kein eindeutiger Zusammenhang von Bargeld und Schattenwirtschaft

Bargeld ist anonym. Wer bar zahlt, hinterlässt keine persönliche Daten. Aus diesem Grund ist diese Zahlungsmethode besonders attraktiv für die sogenannte Schattenwirtschaft, welche legale Geschäfte, die nicht über die Bücher laufen und illegale Machenschaften bezeichnet. Die Studie hat nun einen direkten Zusammenhang zwischen Bargeld und einer florierenden Schattenwirtschaft widerlegt. Deutschland und Österreich sind etwa bargeldintensive Länder mit einem relativ kleinen Schattensektor. In Schweden dagegen, wo Bargeld vielerorts aus dem alltäglichen Gebrauch verschwunden ist, gibt es dennoch einen Schattensektor mittlerer Größe. Auf der anderen Seite weisen Länder wie Spanien, Italien und Griechenland sowohl eine hohe Bargeldnutzung als auch eine große Schattenwirtschaft auf. Aus der Sicht der Autoren kein eindeutiges Bild also, das eine Bargeldabschaffung zur Verbrechensbekämpfung rechtfertigt. Nach ihrer Einschätzung würde die Abschaffung von Bargeld die Schattenwirtschaft nicht beseitigen, sondern allenfalls die Kosten für illegale Zahlungen erhöhen. Das würde aber die Größe einer Schattenwirtschaft nur um geschätzte zwei bis drei Prozent verringern.

Das Beispiel Schweden zeigt laut der Studie außerdem, dass sich die Kriminalität auch verlagern kann, wenn das Bargeld seltener wird. In dem skandinavischen Land sind die Zahlen von Banküberfällen und Übergriffen auf Geldtransporter in den letzten Jahren rückläufig. Allerdings sind die Fälle von Kreditkartenbetrug stark angestiegen.

Kriminalität und Terrorismus sind nicht auf Bargeld angewiesen

Die Forscher sind der Meinung, dass die Abschaffung von Bargeld zwar mehr Kosten für die internationale Kriminalität bedeuten würden, aber wegen der hohen Gewinnspannen in diesem Sektor würde sie nur um zehn bis 20 Prozent schrumpfen. Darüber hinaus geben die Autoren an, dass die Einnahmen aus Finanz- und Steuerbetrug in etwa dem Doppelten der Einkünfte aus dem organisierten Verbrechen entsprechen. Der Skandal um die „Panama-Papers“ habe gezeigt, dass diese Art von Tricksereien eher bargeldlos vonstatten gehen. Außerdem böten sich dem internationalen organisierten Verbrechen noch andere Möglichkeiten, Gelder zu transferieren. Mittelsmänner oder Strohfirmen könnten weiterhin Geld über das Banksystem, Geldtransferdienstleister oder Anbieter von Online-Zahlungen überweisen.

Auch für den Terrorismus würde die Abschaffung des Bargelds keine allzu große Hürde darstellen. Denn bei 40 Terroranschlägen mit dschihadistischem Hintergrund in Europa in den letzten 20 Jahren wurden laut der Studie überwiegend finanzielle Mittel aus eigenen Geldquellen verwendet. Bei 75 Prozent der Anschläge betrugen die Kosten weniger als 10.000 US Dollar.

Barzahlungen sicherer als Kartenzahlungen

Die Studie gibt außerdem an, dass die Betrugsanfälligkeit von elektronischen Zahlungsmethoden höher sei als die von Bargeldzahlungen. So kam im Jahr 2013 beispielsweise eine gefälschte Banknote auf 24.600 Geldscheine. Bei Kartenzahlungen kam im selben Jahr ein Betrugsfall auf 5.300 Transaktionen. Auch die durch Betrug entstandene Schadenssumme sei bei Kartenzahlungen mit 430 Millionen Euro deutlich höher als der Schaden von 32 Millionen Euro, der durch gefälschte Banknoten entstanden ist.

Da die Abschaffung von Bargeld nach Einschätzung der Autoren nur einen leichten Rückgang der Kriminalität bewirken würde, plädieren sie stattdessen für eine effektivere und konsequentere Strafverfolgung. Zudem weisen sie daraufhin, dass die Umstellung auf transparente und nachprüfbare Zahlungsmethoden zu Datenmissbrauch und zur Beschränkung bürgerlicher Freiheiten führen könne.
 

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