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Festgeld - eine unterschätzte Geldanlage

München, 26.04.2016 | 09:30 | fra

Wegen der Niedrigzinsen stellen immer mehr Sparer den Sinn und Zweck eines Festgeldkontos infrage. Doch was ist dran, an all den Zweifeln? Wir lassen Zahlen sprechen.

Tagesgeld: blaues Sparschwein
Trotz Niedrigzinsen lassen sich Ersparnisse mit Festgeld vermehren.
1,20 Prozent Zinsen auf einjähriges Festgeld, 1,25 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren, ein Jahreszins von 1,45 Prozent für die Dauer von drei Jahren – ist das nun viel oder wenig? Durch die aktuelle Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und deren Folgen sind die Festgeldkonditionen stark gesunken, sodass manch einer tatsächlich behaupten möchte, Festgeld sei nicht mehr rentabel.

Zugegeben, die nominalen Zinsen sind längst nicht mehr das, was sie einmal waren. Doch was am Ende tatsächlich über die Rentabilität eines Festgeldkontos entscheidet, ist nicht etwa der nominale, sondern der reale, sprich inflationsbereinigte, Zinsertrag.

Niedriginflation: Des Sparers Freund in der Not

Ein Blick auf die derzeitige Entwicklung der Verbraucherpreise zeigt: So niedrig die Zinsen auf Sparguthaben auch sein mögen, die Inflation ist es auch. In der Eurozone lag sie im März dieses Jahres bei null Prozent und in Deutschland wurde anhand des EU-weiten Verbraucherpreisindex indes eine nur geringfügig höhere jährliche Teuerung von 0,1 Prozent gemessen. Wer also 1,20, 1,25 oder 1,45 Prozent Zinsen auf sein Erspartes erhielt, erzielte hierzulande unterm Strich eine reale Rendite von 1,10, 1,15 beziehungsweise 1,35 Prozent. Kurz gefasst: Eine schleichende Enteignung, von der auch beim Festgeld derzeit häufig die Rede ist, lässt sich hier nicht erkennen. Im Gegenteil: Die Ersparnisse ließen sich zuletzt sogar noch vermehren.

Reale Rendite: Was nach der Inflation übrig bleibt

Bei diesen Werten handelt es sich jedoch nur um eine Momentaufnahme, die für fest angelegte Beträge angesichts der oft mehrjährigen Anlagedauer nur bedingt aussagekräftig sind. Viel entscheidender ist, wie sich die Inflation über die gesamte Laufzeit eines Sparvertrages entwickeln wird.

Einen Anhaltspunkt liefern hier die Inflationsprognosen, welche die EZB am vergangenen Freitag veröffentlicht hat und welche auf der Befragung von über 50 Ökonomen basieren. Das Ergebnis: Im Schnitt rechnen die Experten für das laufende Jahr mit einer Teuerung um 0,3 Prozent innerhalb des Euroraums, gefolgt von einer jährlichen Inflation von 1,3 beziehungsweise 1,6 Prozent in den Jahren 2017 und 2018.

Unter der Annahme, dass diese Prognosen vollends zutreffen und ohne Weiteres für Deutschland herangezogen werden können, blieben von den eingangs genannten Festgeldzinsen entsprechend folgende reale Zinsen übrig:

Nominale versus reale Zinsen

Einjähriges Festgeld:

1. Jahr: Nominalzins = 1,20 % p.a., Realzins = 0,90 % p.a.*

Zweijähriges Festgeld:

1. Jahr: Nominalzins = 1,25 % p.a., Realzins = 0,95 % p.a.*

2. Jahr: Nominalzins = 1,25 % p.a., Realzins = -0,05 % p.a.*

Dreijähriges Festgeld:

1. Jahr: Nominalzins = 1,45 % p.a., Realzins = 1,15 % p.a.*

2. Jahr: Nominalzins = 1,45 % p.a., Realzins = 0,15 % p.a.*

3. Jahr: Nominalzins = 1,45 % p.a., Realzins = -0,15 % p.a.*


Bei den angegebenen Nominalzinssätzen handelt es sich um die Höchstzinssätze im CHECK24 Festgeldvergleich, Stand: 25. April 2016.
*gerundet

Wie zu erkennen ist, könnte es während der Laufzeit durchaus vorkommen, dass die realen Erträge bei mehrjährigem Festgeld im jeweils letzten Jahr unter null fallen. Das täte jedoch der gesamten Rendite keinen Abbruch, wie die nachfolgenden Rechenbeispiele belegen:

Aktuell mit ein-, zwei- und dreijährigem Festgeld erzielbare Rendite
Anlagedauer
 
Nominalzins
 
Realer Ertrag 1. Jahr
Inflation: 0,3 %
Realer Ertrag 2. Jahr
Inflation: 1,3 %
Realer Ertrag 3. Jahr
Inflation: 1,6 %
Gesamtertrag
 
Anlagebetrag: 10.000 €
1 Jahr 1,20 % p.a. 89,73 € 89,73 €
2 Jahre 1,25 % p.a. 94,72 € -4,94 € 89,78 €
3 Jahre 1,45 % p.a. 114,66 € 14,81 € -14,76 € 114,70 €
Anlagebetrag: 20.000 €
1 Jahr 1,20 % p.a. 179,46 € 179,46 €
2 Jahre 1,25 % p.a. 189,43 € -9,87 € 179,56 €
3 Jahre 1,45 % p.a. 229,31 € 29,62 € -29,53 € 229,40 €
Anlagebetrag: 30.000 €
1 Jahr 1,20 % p.a. 269,19 € 269,19 €
2 Jahre 1,25 % p.a. 284,15 € -14,81 € 269,34 €
3 Jahre 1,45 % p.a. 343,97 € 44,42 € -44,29 € 344,10 €
Die Berechnungen basieren auf der deutschen Zinsmethode (360 Zinstage pro Jahr), den Inflationsschätzungen gemäß des Survey of Professional Forecasters sowie den aktuellen über den Festgeldvergleich von CHECK24 erhältlichen Zinsen, Stand: 25. April 2016


90, 100 oder gar über 300 Euro Rendite und das sogar trotz der Zinsverluste gegen Ende der Laufzeit: Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass Verbraucher entgegen der weitläufigen Meinung ihre Ersparnisse bereits mit einjährigem Festgeld nicht nur bewahren, sondern sogar vermehren. Das gilt im Übrigen besonders, wenn sich zu den oben dargestellten Zinserträgen auch noch Zinseszinsen gesellen. Die vorliegenden Berechnungen verstehen sich allesamt ohne Zinseszins, da eine Zinsansammlung bei keinem der berücksichtigten Anbieter möglich ist. Wer jedoch neben einer guten Verzinsung zugleich darauf achtet, dass die anfallenden Zinserträge bei mehrjährigen Anlagen dem Festgeldkonto und nicht dem Referenzkonto gutgeschrieben und entsprechend mitverzinst werden, kann seinen Ertrag vergrößern.

Warum Festgeld, wenn Tagesgeld ähnlich hohe Zinsen abwirft?

Diese Frage dürfte so manchen Sparer beschäftigen. Immerhin hat Tagesgeld dem Festgeld voraus, dass die Ersparnisse täglich frei verfügbar sind. Hier gilt es jedoch zu bedenken, dass es sich bei Tagesgeld-Zinssätzen von einem Prozent und mehr in aller Regel um Neukundenangebote handelt und die Konditionen nur über einen begrenzten Zeitraum von zumeist drei oder vier Monaten garantiert werden. Um auf Dauer attraktive Erträge erwirtschaften zu können, muss das Tagesgeldkonto entsprechend häufig gewechselt werden (Stichwort: Tagesgeld-Hopping). Das birgt jedoch die Gefahr, dass der Sparer aufgrund weiter sinkender Zinsen, wie derzeit der Fall, zu gegebener Zeit schlechtere Konditionen erhält. Mit Festgeld kann das nicht passieren, da die Zinsen über die gesamte Anlagedauer festgeschrieben sind.

Ob nun ein Festgeld- oder ein Tagesgeldkonto das bessere Sparprodukt darstellen, bleibt am Ende also eine Frage der persönlichen Vorlieben. Wer flexibel auf seine Ersparnisse zugreifen möchte, ist mit Tagesgeld besser beraten. Wer indes Zinssicherheit schätzt, für den könnte Festgeld eine lohnenswerte Option sein.

Lesen Sie hier, welche realen Erträge derzeit bei Tagesgeld möglich sind.

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